Wenn das Unsichtbare blockiert – Systemische Aufstellungsarbeit in der Zusammenarbeit von Teams

Der Einstieg: die Irritation

Die Ausgangslage: Ein mittelständischer IT-Konzern, spezialisiert auf Softwarelösungen für den Retail.

Das Unternehmen war erfolgreich, die Nachfrage nach neuen Produkten hoch. Die Projektstruktur für ein innovatives Store-System war durchdacht, die Teams hochqualifiziert.

Und doch: Sobald Entwicklung, Vertrieb und Implementierung zusammensaßen, kam das Projekt ins Stocken. Absprachen zogen sich, Übergaben liefen zäh, jede Entscheidung schien ein mühsamer Kraftakt. Niemand stellte das Können infrage – aber alle spürten: Etwas Unsichtbares bremste.

Das Setting: die Einladung

An diesem Punkt entschied die Projektleitung, eine systemische Aufstellungsarbeit einzusetzen. Nicht als exotische Methode, sondern aus echter Notwendigkeit. Denn herkömmliche Meetings hatten das Muster nicht aufgelöst – zu viele unausgesprochene Spannungen blieben im Raum.

Der Prozess: was sichtbar wurde

Im Raum standen Stellvertreter für die drei Kernteams: Entwicklung, Vertrieb und Implementierung. Schon nach wenigen Minuten ergab sich ein aufschlussreiches Bild:

  • Vertrieb und Entwicklung standen dicht beieinander – aber mit dem Rücken zum Implementierungsteam.
  • Das Implementierungsteam wirkte isoliert, am Rand, ohne Anbindung.
  • In der Mitte des Raumes blieb eine spürbare Leerstelle – dort, wo eigentlich das gemeinsame Projektziel hätte sichtbar werden sollen.

Die Stimmung verdichtete sich. Erst als jemand formulierte: „Wir reden über Übergaben, aber keiner fühlt sich verantwortlich für den gesamten Projektfluss.“ – kam Bewegung in die Gruppe. Das abseitsstehende Team rückte in die Mitte, die Blickrichtungen veränderten sich, das Bild öffnete sich.

Die Wendung: der Aha-Moment

Es wurde klar: Die Blockade lag nicht in fehlenden Prozessen, sondern in einem unausgesprochenen Muster. Jedes Team war loyal zu sich selbst – Vertrieb zum Kunden, Entwicklung zum Produkt, Implementierung zur Technik. Doch die Verantwortung für das Ganze blieb unbesetzt. Die Aufstellung machte sichtbar, was in den Besprechungen immer wieder unterschwellig spürbar war: ein „Wir“ gab es nur innerhalb der Teams, nicht zwischen ihnen.

Das Ergebnis: Wirkung und Transfer

Nach dieser Session trafen die Teams eine klare Vereinbarung: Das Projekt gehört allen. Rollen wurden neu zugeschnitten, Verantwortlichkeiten für Schnittstellen bewusst verankert. Das Implementierungsteam erhielt eine zentrale Rolle – nicht als Nachgelagerter, sondern als Mitgestalter.

Die Wirkung war unmittelbar: Absprachen wurden schneller, Übergaben flüssiger, Entscheidungen leichter. Vor allem aber entstand ein neues Bewusstsein: Erfolg im Retail-Markt hängt nicht an Einzelleistungen, sondern an echter teamübergreifender Zusammenarbeit.

Reflexion & Resonanz

Systemische Aufstellungen entfalten Wirkung, weil sie das Unsichtbare sichtbar machen. Nicht als Theorie, sondern als körperlich spürbares Bild, das neue Perspektiven eröffnet.

Vielleicht stellst du dir auch die Frage:

Wo in deiner Organisation wirken Teams nebeneinander, aber nicht miteinander?

Welche Energien gehen in Abgrenzung verloren, statt in den gemeinsamen Erfolg zu fließen?

Und was würde sich verändern, wenn Verantwortung wieder konsequent für das Ganze übernommen würde?

Wir teilen diesen Impuls, weil wir glauben: Veränderung beginnt nicht bei den Strukturen, sondern bei der Bereitschaft, die verborgenen Muster wahrzunehmen.

Un-stuck yourself. Change beginnt innen. Tiefe statt Tools.