Die Szene ist schnell erzählt:
Ein Teammeeting. Vorschläge auf dem Tisch. Nicken hier, Schweigen dort. Einigkeit scheint erreicht. Doch kaum ist der Raum verlassen, beginnen die Gespräche im Flur. Zweifel, Widerstand, kleine Sticheleien. Konsens im Protokoll – Dissens im System.
Warum passiert das so oft?
Weil wir in Organisationen gelernt haben, dass Widerstand unbequem ist. Dass „mitziehen“ als Loyalität gilt. Und dass Abweichung schnell mit Störung verwechselt wird. Dabei sind es genau diese Störungen, die manchmal den entscheidenden Unterschied machen.
Rebellion im Kleinen – die unbequeme Frage, das Infragestellen einer scheinbar klaren Entscheidung – ist oft der Anfang von echtem Wandel. Aber nicht jeder Widerstand trägt. Nicht jede Provokation ist klug. Manchmal braucht es weniger Rebellion und mehr ehrlichen Diskurs. Räume, in denen Unterschiedlichkeit sichtbar und sagbar wird, ohne dass sofort Konsens erzwungen wird.
Aus systemischer Sicht ist Widerstand nicht nur Ärgernis, sondern Information. Er zeigt an, dass ein Teil des Systems etwas anderes wahrnimmt, dass Spannungen da sind, die gehört werden wollen. Wer Widerstand nur wegdrückt, verhindert Lernen. Wer ihn kultiviert, ohne Richtung, zerstört Vertrauen. Die Kunst liegt dazwischen: im achtsamen Umgang mit Differenz.
🧠 Inner Work Impuls – 5 Schritte für produktiven Widerstand im Meeting
- Erkennen: Nimm wahr, wo sich Widerstand zeigt – offen oder subtil. Schweigen ist oft die lauteste Form.
- Entschlüsseln: Frage dich: Wogegen richtet er sich? Gegen das Ziel, den Weg oder die Geschwindigkeit?
- Dialog eröffnen – mit Methode: Nutze im Meeting bewusst Formate wie „Pro-und-Contra-Runden“ oder die „Six Thinking Hats“ nach de Bono. Dabei übernimmt jede Person für kurze Zeit eine bestimmte Perspektive (z. B. kritisch, visionär, faktenbasiert). So wird Widerspruch nicht persönlich, sondern zum Teil des Prozesses.
- Klar entscheiden: Nach ehrlichem Diskurs braucht es Führung. Konsens ist nicht immer möglich, aber getragene Klarheit schon.
- Rückspiegeln: Mach sichtbar, dass Einwände gehört wurden – auch wenn sie nicht die Entscheidung prägen. Das stärkt Vertrauen und senkt künftigen Widerstand.
So verschiebt sich der Fokus: von Rebellion gegen Personen hin zu einer Kultur, in der Unterschiede systematisch sichtbar werden.
☕ Und vielleicht stellst du dir beim nächsten Mal nicht nur die Frage:
Wie viel Widerstand halte ich aus?
Sondern auch: Wann ist meine Rebellion notwendig – für das Ganze?
Wo in deiner aktuellen Führungssituation lohnt sich das Widersprechen? Und wo wäre es an der Zeit, nicht mehr den „Rebel“ zu geben, sondern Räume für ehrlichen Dialog zu öffnen?
Warum wir das schreiben:
Wir teilen diesen Impuls, weil wir überzeugt sind: Führung braucht beides – Mut zum Stören und Demut zum Zuhören.
Mit unserem Newsletter wollen wir nicht nur informieren, sondern Resonanz erzeugen. Für Führung, die Vielfalt nicht verwaltet, sondern versteht. Für Kommunikation, die Wandel nicht nur erklärt – sondern spürbar macht. Und für Organisationen, in denen sich jede Stimme gehört fühlt.
Herzliche Grüße
Nadine & Christina
vom InnerWork Coaching Institute


